Auf so­li­den Pfa­den

Kolumne

Publikationsdatum
03-12-2015
Revision
03-12-2015

Neulich im Rheintal. Ein Strassenname fällt mir auf, der sofort meine Vorliebe für Semiotik und Strukturalismus reizt: die Betonstrasse.
Wie verhält es sich in diesem Fall mit «signifiant» und «signifié» nach Ferdinand de Saussure – sprich: Ausdruck und Inhalt? Wofür steht die Betonstrasse nach der Methode des berühmten Genfer Linguisten? Selbst mir als Strassenbaulaien ist klar: Die Strasse ist asphaltiert und nicht betoniert. Der Bezug kann also nicht ein buchstäblicher sein.
Viel eher gibt uns ein schwarz-weiss gestreifter Betonmischer, der die Betonstrasse befährt, einen Hinweis. Offenbar führt sie zu einem Betonmischwerk. Ist es wirklich so banal? Oder ist der Zusammenhang doch komplexer und hintersinniger? Ist die «Betonstrasse» ein Pendant zum «Irrweg»? Und falls ja, wofür stünde sie dann? Ein kritischer Kommentar zu Landschaftsverlust und Dichtestress? Der «Holzweg», auf dem sich die Branche befindet – einfach in Kunststein ausgeführt? Oder kann es gar sein, dass sich der politisch fragile «Effizienzpfad» der 2000-Watt-Gesellschaft in dieser Gegend in einem robusten Kleid präsentieren muss? Ist der Weg in die Zukunft mit Beton gepflastert?
Wie auch immer: Ob die Strasse der Weg ist oder das Ziel weist, lässt sich in diesem Fall nicht klar benennen.

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