Ar­chi­tek­tur­kreuz­fahrt 2015: Niz­za

Am Freitag, 15. Mai, gingen die Passagiere des Architekturschiffs in Nizza an Land. Während sich der Grossteil auf die Heimreise machte, besuchten einige den von der ZHAW organisierten Ausflug zur Villa «E.1027» von Eileen Gray.

Publikationsdatum
18-05-2015
Revision
03-10-2016

Wer hats gebaut? Bereits an einer Abzweigung vor Roquebrune-Cap-Martin stellt sich die Frage. Bezieht sich das Schild «Le Corbusier» an der Kreuzung kurz nach Monaco auf die 1926 bis 1929 erbaute Villa E.1027 von Eileen Gray  Der Meister hatte zu deren Innenräumen ohne Auftrag einige Fresken beigetragen und so verständlicherweise Mme Grays Zorn auf sich gezogen. Oder verweist das Schild doch auf seine Holzhütte «Le Cabanon», die oberhalb der Villa steht 

Der Name E.1027 ist ein Zahlenspiel mit den Initialen der irischen Designerin Eileen Gray und ihres Lebenspartners Jean Badovici. E steht für Eileen und die Zehn, die Zwei und die Sieben für die Nummern der Namen Jean, Badovici und Gray im Alphabet.

Eileen Gray legte die Funktionen im Haus sorgfältig fest und nahm so Abstand vom freien, fliessenden Grundriss der Klassische Moderne. Jeder Bewohner hatte einen ihm zugewiesenen Raum als Rückzugsort. Der Bau wirkt so eher wie ein Organismus und nicht wie eine Wohnmaschine. «Formeln sind nichts – das Leben ist alles», sagte die Architektin und verlieh mit dieser Entwurfshaltung dem Haus dicht über dem Meer seinen unverwechselbaren Charme.

Zahlreiche Details, wie zum Beispiel eine Schuhschublade, die sich im darüber liegenden Kleiderschrank auch von oben über eine Klappe öffnen lässt, machen den Bau zu einem eleganten, persönlichen Wohnexperiment. Vor allem durch diese erfindungsreiche Leichtigkeit unterscheidet er sich von anderen Gebäuden der Moderne. 

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