Al­var Aal­to: Se­cond Na­tu­re

Vom Glasgefäss zum Pavillon: Die sehenswerte Ausstellung «Second Nature» im Vitra Design Museum zeigt verschiedene Aspekte aus dem Leben und Werk des finnischen Gestalters Alvar Aalto (1898––1976).

Publikationsdatum
23-12-2014
Revision
02-06-2016

Insgesamt schuf Alvar Aalto zwischen den 1920er- und 1970er-Jahren über 400 Bauten und dutzende Objekte, die Mehrheit in Finnland, etwa ein Fünftel in achtzehn wei­teren Ländern – darunter Kultur­bauten, Villen und Ausstellungs­pavillons, aber auch Fertighäuser. Erklärtes Ziel des Architekten war es, Gebäude zu gestalten, die zu einer zweiten Natur für ihre Bewohner wurden – mithilfe von organischen Formen und natürlichen Materialien. Aaltos Affinität zur organischen Form führt die Ausstellung auch auf den engen Dialog mit Künstlern seiner Zeit zurück. Arbeiten von László ­Moholy-Nagy oder Hans Arp werden denen von Aalto gegenübergestellt.

Die Retrospektive zeigt eine Auswahl seiner Bauten und Objekte, anschaulich dokumentiert mit Plänen, Skizzen, Fotografien oder Modellen. Einer seiner frühen Bauten ist das Sanatorium in der finnischen Stadt Paimio, das 1932 eröffnet ­wurde. In der Ausstellung zu sehen sind Zeichnungen und Fotografien sowie die Nachbildung eines Krankenzimmers. An diesem Projekt wird deutlich, wie wichtig Licht in Aaltos Gebäuden war: Für einen bestmöglichen Lichteinfall richtete er die Flügel des Gebäudes nach der Sonne aus und ergänzte das Tageslicht mit künstlichem in Form von Lichtfeldern. Einen aktuellen Blick auf das Sanatorium und andere Bauten Aaltos wirft eine Bildserie des deutschen Foto- und Filmkünstlers Armin Linke. Die grossformatigen Aufnahmen ziehen sich durch die ganze Schau.

Für viele seiner Bauten gestaltete Aalto das Interieur inklusive Möbeln und Leuchten. Eine Auswahl ist in der Ausstellung zu sehen. Für das Sanatorium entwarf er unter anderem den den Armsessel «41». Zahlreiche Möbel, die er zunächst für ein bestimmtes Projekt vorgesehen hatte, gingen später in die serielle Produktion. Um den internationalen Vertrieb selbst in die Hand zu nehmen, beschloss er, die Möbel selber zu produzieren. 1935 gründete er zusammen mit seiner Frau Aino und zwei Partnern die Möbelfirma Artek. Noch im selben Jahr produzierte die Firma die ersten Möbel. 2013 wurde das Unternehmen vom Schweizer Möbelhersteller Vitra erworben.

Die Ausstellung ermöglicht – ebenso wie der umfangreiche Begleitkatalog – einen Streifzug durch das Leben und Werk von Alvar Aalto und weckt die Neugier, mehr über einen der bekanntesten finnischen Architekten zu erfahren.

«Alvar Aalto. Second Nature»
ist bis 1. März 2015 im Vitra Design Museum in Weil am Rhein zu sehen.
Weitere Infos: www.design-museum.de

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