Al­pi­ne Aus­le­ge­ord­nung

Ohne Vitrinen, dafür mit einer eindrücklichen und witzig gestalteten Auslegeordnung präsentiert sich das Alpine Museum der Schweiz in Bern seit Ende März neu als Themenhaus der Gegenwart. Der Titel der aktuellen Ausstellung, «Berge versetzen. Eine Auslegeordnung», ist gleichzeitig Programm: Der Basar aus alpinen Gegenständen erweist sich als Schatzkammer zur Geschichte unserer Bergwelt.

Publikationsdatum
04-05-2012
Revision
25-08-2015

Untergebracht ist dieses neu zu entdeckende Kleinod in dem 1934 von dem Architekten H. Klausner geplanten Bauwerk am Helvetiaplatz in Bern. Der heute unter Denkmalschutz stehende Bau wurde bereits 1990–1993 den Bedürfnissen des Museums angepasst. Die aktuellen Baumassnahmen wurden durch das Basler Büro groenlandbasel behutsam geplant. Sie entsprechen den heute veränderten Nutzungsbedürfnissen und sind in der ursprünglichen Bausprache der 1930er-Jahre gehalten. Die Ausstellungsfläche liess sich so um ein Drittel vergrössern. Der Verzicht auf eine dauerhafte Präsentation der Sammlung erlaubt künftig szenografisch ­anspruchsvolle Sonderausstellungen in den variabel nutzbaren Räumen. Zum Auftakt der neuen Ära wurde die seit 107 Jahren aufgebaute Sammlung gesichtet, und 1200 Objekte wurden auf 800m2 Fläche ausgelegt, nach Themen sortiert und durchnummeriert – Ski, Stöcke, Rucksäcke, Kletterhaken, Hüttenbücher, Schutzbrillen, Thermosflaschen und weiteres Bergsportmaterial. Die Besucher überqueren diese Schau auf einem 50cm über dem Boden angebrachten, weiss gestrichenen Holzsteg. Elf thematische Tourenguides erlauben es, vertiefende Informationen nach Wahl zu finden. Diese handlichen Drucksachen führen das Publikum mit einem besonderen Fokus an ausgewählte Objekte – etwa mit der Design-Tour und der Suche nach der perfekten Form, mit der VIP-Tour, in der es um berühmte Persönlichkeiten und Gegenstände geht, oder mit der Gender-Tour, die die unterschiedlichen Erfahrungen von Mann und Frau am Berg thematisiert.

Klangrelief der Gegenwart

Im neu gestalteten Hodlersaal mit Ferdinand Hodlers Monumentalgemälde «Aufstieg und Absturz» ist zudem ein Animationsfilm der Filmemacherin Maja Gehrig zu sehen, der die im Vorraum ausgestellten Sammlungsobjekte digital zum Leben erweckt. Im «Biwak» genannten Raum im Parterre ist ein 24m2 grosses Relief des Berner Oberlands installiert, das um 1900 durch Simon Simon (1857–1925) erstellt wurde. Der Klangkünstler Christoph Brünggel übersetzte die zum Relief passenden aktuellen Geländedaten des Bundesamts für Landestopografie swisstopo in elektronische Klänge. Ein Lichtstrahl, der die Landschaft scannt und dabei auf die Anwesenheit der Besucherinnen und Besucher im Raum reagiert, entlockt dem Landschaftsmodell zufallsgesteuert Klänge: Alltagsgeräusche aus dem heutigen Berner Oberland, wie vom Autoverlad, einem Bügelskilift, von Jodelmelodien, Motorrädern und der Jungfraubahn. Die Museumsinsel um den Helvetiaplatz in Bern ist mit diesem wachgeküssten Alpinen Museum um eine Attraktion reicher geworden, die auch Nicht-Berggänger ansprechen wird.

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