Al­mo­sen von und für Bau­ern

Kolumne

Publikationsdatum
25-09-2015
Revision
10-11-2015

Sie werden landläufig Dinosaurier-Eier oder Pilze genannt. Bisweilen sind sie mit Abstimmungsparolen verziert. Und es gibt sie in grüner, weisser und neuerdings rosaroter Farbe. Die in die Landschaft gelegten, gereihten oder gestapelten Siloballen erfreuen sich unter Landwirten grosser Beliebtheit, weil der teure Grosssilo zur Grasgärung entfällt. Die Wahl der Farbe hat zudem gute Gründe: Weiss schützt vor zu viel Hitze. Grün eingewickelte Ballen kommen anspruchsvollen Landschaftsbetrachtern entgegen. Pinker Plastik ist dagegen Teil einer Wohltätigkeitsaktion: Im Preis inbegriffen sind Spenden an eine Krebsorganisation.

Genau genommen sind die Bauern selbst Almosenempfänger: Sauber gestapelte Futterlager werden vom Staat mit 350 Franken belohnt. Wie die Kulturlandschaft auch sonst aufgeräumt werden kann, publizieren Bauernverbände und Landwirtschaftsämter in einem vielseitigen Gestaltungskatalog. Für traditionelle Heutristen sind 450 Franken in Aussicht gestellt; Steintröge anstelle alter Badewannen werden mit 50 Franken belohnt. Landschaftspflege zu honorieren macht Sinn – aber nur, wenn sie nicht bei der Ornamentierung oder anderen symbolhaften Prinzipien stehen bleibt. Mehr Wirkung erzielt, wer seine Lebensmittel wieder direkt beim Bauern einkauft.

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