9. ZIG-Pla­ner­se­mi­nar: Die En­er­gie­wen­de rea­li­sie­ren

Wenn die Energiewende bis 2035 in der Schweiz realisiert werden soll, sind die in der Gebäudetechnik tätigen Planer und Ingenieure enorm gefordert. So lautet das Fazit des 9. ZIG-Planerseminars, das Ende März am Departement Technik & Architektur der Hochschule Luzern (HSLU) stattfand.

Publikationsdatum
12-06-2013
Revision
28-10-2015

Im Eingangsreferat erläuterte Marianne Zünd, Leiterin Kommunikation beim Bundesamt für Energie (BFE), die wesentlichen Punkte der Energiestrategie 2050. Für die Bau- und Planungsbranche besonders relevant sind die deutliche Verschärfung der Mustervorschriften der Kantone (MuKEn), der Ausbau des Gebäudeprogramms (600 Mio. Fr./a) und die Verschärfung des Steuerrechts.

Stefan Brücker, Verantwortlicher Energie des SIA, informierte über dessen Energieleitbild. Dieses fordert, den Gebäudepark Schweiz konsequent auf ein nachhaltiges Fundament zu stellen und mit der Ressource Energie haushälterisch umzugehen. Für den SIA steht ein ganzheitlicher Ansatz und die Betrachtung des gesamten Lebenszyklus im Zentrum. Primäres Ziel der Energiestrategie 2050 müsse die nachhaltige Gebäudeerneuerung und dabei in erster Linie die Wärmeproduktion sein. Vorderhand gelte es, in den rund 1.4 Mio. Wohngebäuden die Substitution der fossilen Energien zu forcieren.

Auf dem Weg zur «Smart City»

Den Blick über die Landesgrenzen öffnete Doris Österreicher vom Austrian Institute of Technology (AIT) mit ihren Ausführungen zu «Smart Cities». Sie wies darauf hin, dass 70% der gesamten CO2-Emissionen in Europa in und um urbane Gebiete entstehen. Die nachhaltige Umgestaltung der Städte ist daher ein wichtiger Aspekt im Kampf gegen die Klimaveränderung. Anhand der Städte Wien und Nanchang (China) zeigte sie, wie die Vision der Zero-Emission-City zur Realität werden könnte.

Zentraler Ausgangspunkt in beiden Städten ist, dass alle Stakeholder über Disziplinen (Architektur, Gebäudetechnik, Gebäudemangement, Stadt- und Verkehrsplanung etc.) und Sektoren (Energie-, Bau-, Verkehrsindustrie etc.) hinweg und unter Beteiligung der Bürger in einem kooperativen Prozess eine Vision entwickeln. Mittels eines «Action Plan», der die Verlinkung aller Beteiligten zum Ziel hat, wird diese Vision der «Smart City» oder des «Gesamtsystems Stadt» Schritt für Schritt in die Tat umgesetzt. In diesen Prozessen stehe man erst am Anfang und vor vielen Herausforderungen. Der Ansatz berge aber grosses Potenzial, ist Österreicher überzeugt.

Transformation von Arealen

Prof. Arno Schlüter vom Institut für Technologie in der Architektur der ETH Zürich erläuterte das Projekt InduCity. Dieses beschäftigt sich mit der nachhaltigen, softwaregestützten Arealtransformation vom Industriestandort zum Stadtquartier. In einer Pilotanwendung wird anhand des Siemens-Areals in Zug die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum analysiert. Zugleich soll eine drastische Reduktion des Energieverbrauchs und der CO2-Emissionen erreicht werden.

Die Erkenntnisse aus diesem Projekt werden in das Beratungswerkzeug «CityLifecycleManager» integriert, das der Modellierung, Berechnung und Visualisierung von Transformationsprozessen von Quartieren und Städten dient.
In drei Werkstattberichten wurde zudem über die Entwicklung des «Standards Nachhaltiges Bauen Schweiz», die Erarbeitung der Mustervorschriften der Kantone im Energiebereich MuKEn 2014 und über die Entwicklung einer Bewertungsmethodik zur Nachhaltigkeit von Hochhausfassaden berichtet.

Fazit des Seminars: Die Gebäudetechnik kann und muss auf den drei Stufen Komponenten, Gebäude und Areal einen namhaften Beitrag zur Energiewende leisten. Dieser muss in interdisziplinärer Teamarbeit mit allen am Bau beteiligten Fachleuten erfolgen, ganz im Sinne von Referentin Marianne Zünd: «Die Energiewende ist eine grosse Kiste, an der alle hämmern und nageln müssen.»

Solar Decathlon 2014

Im Rahmen des ZIG-Planerseminars berichtete Prof. Hanspeter Bürgi, Dozent für Architektur an der HSLU, über den aktuellen Stand der Arbeiten für die Teilnahme am Solar Decathlon 2014 in Paris. Für diesen haben sich die Studierenden der Hochschule Luzern als eines von 20 Teams qualifiziert. Sie werden auf der Basis von zehn Nachhaltigkeitskriterien Gebäude entwickeln, diese an zehn Tagen im Juni 2014 vor Ort präsentieren und von einer Jury bewerten lassen. Das Projekt wird u. a. vom SIA unterstützt.

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