25 Jah­re Bin­ding Wald­preis

Das Kloster Einsiedeln hat am 12. Mai 2011 den mit 200 000 Franken dotierten Binding Waldpreis erhalten. Der Preis wurde zum 25. Mal vergeben. Die Veranstaltung in Bern diente auch dazu, über den Waldpreis und seine Wirkung nachzudenken.

Publikationsdatum
31-01-2012
Revision
01-09-2015

Als der Binding Waldpreis 1987 ins Leben gerufen wurde, stand mit dem Waldsterben die Ankündigung einer Katastrophe im Zentrum der politischen Debatte. Besonders heftig
diskutiert wurde die Lage des Waldes im deutschsprachigen Raum. Zur gleichen Zeit verschlechterte sich die ökonomische Situation der Waldwirtschaft. Während der Wald früher namhafte Erträge abwarf, waren die Forstbetriebe infolge tiefer Holzpreise und steigender Lohnkosten plötzlich mit Defiziten konfrontiert. Damit drohte die Gefahr, dass die Wälder nicht mehr auf sinnvolle Art und Weise gepflegt und genutzt würden. Angesichts dieser Perspektiven wollten die Initianten des Waldpreises und insbesondere das Stifterehepaar Sophie und Karl Binding ein Zeichen setzen: Seit 1987 wird jedes Jahr ein Waldeigentümer oder ein Forstbetrieb ausgezeichnet, der sich in vorbildlicher Weise langfristig für die Pflege und Erhaltung eines Waldes einsetzt. Damit soll die Aufmerksamkeit auf erfolgreiche und innovative Möglichkeiten und Konzepte der Waldpflege und -bewirtschaftung gelenkt werden. 

Stetige Verbesserung

Zum 25-Jahr-Jubiläum stand der Preis unter dem Thema «Waldeigentum als Verpflichtung» und wurde 2011 dem Kloster Einsiedeln verliehen. Dabei mag eine Rolle gespielt haben, dass das Kloster den ihm anvertrauten Wald seit über 1000 Jahren bewirtschaftet. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts waren die klösterlichen Waldungen übernutzt, und es entstand ein neues Bewusstsein für eine nachhaltige Nutzung des Waldes. So veranlasste der Vorsteher des klösterlichen Forstbetriebes 1831 eine Bestandesaufnahme aller Wälder und erliess Anweisungen zur Schonung des Jungwaldes. Auch legte er fest, wo und wie Holz geschlagen werden durfte. Bereits 1885 wurde ein Wirtschaftsplan für die Klosterwaldungen ausgearbeitet. Mit Unterstützung des kantonalen Forstdienstes konnte der Zustand der Wälder seither stetig verbessert werden.
Das Kuratorium war aber nicht nur beeindruckt vom Umgang des Klosters mit dem Wald, sondern auch von der durchdachten Verwendung des Rohstoffs Holz. Der Forstbetrieb bildet zusammen mit der Sägerei und der Schnitzelholzheizung eine Einheit, die eine optimale Holzverwendung gewährleistet. Im Rahmen einer lokalen Kreislaufwirtschaft wird der grösstmöglichen Wertschöpfung höchste Priorität eingeräumt. Ein grosser Vorteil dieser Organisation ist, dass sehr schnell auf Kundenwünsche eingegangen werden kann. Zusammen mit den kurzen und direkten Wegen innerhalb der Verarbeitungskette dürfte dies ein wesentliches Element für den ökonomischen Erfolg darstellen.
Abt Martin Werlen sagte in seiner Dankesrede, dass die Pflege eines Waldes sehr viel Geduld sowie Visionen und Ziele brauche, die weit über die irdische Lebensdauer eines Menschen hinausgingen. Und er erinnerte an den heiligen Benedikt, der sagte, dass die Ordensbrüder den ganzen Klosterbesitz wie heiliges Altargerät behandeln sollen. 

Wirkung der Auszeichnung

Die Jubiläumsveranstaltung wurde auch genutzt, um über den Waldpreis und seine Wirkung nachzudenken. Das Kuratorium bestimmt jeweils ein Jahresthema und gibt dieses bekannt. Anschliessend können Organisationen der Forstbranche sowie Umweltverbände mögliche Preisträger vorschlagen, die dann durch das Kuratorium geprüft werden. Für Max Binder, Präsident von Waldwirtschaft Schweiz, ist der Preis ein Taktgeber und eine Motivationsquelle für eine innovative Forstbranche. Zudem sei die Vergabe des Preises mit positiven Schlagzeilen verbunden. Oft seien die Förster und Waldeigentümer einer kontroversen Berichterstattung ausgesetzt. Das liege auch daran, dass viele Menschen einen engen und emotionalen Bezug zum Wald hätten und die Waldwirtschaft in einer Art «Schaufenster» unter genauer Beobachtung stattfinde. Laut Jacqueline de Quattro, Staatsrätin im Kanton Waadt und seit einem halben Jahr Präsidentin der kantonalen Forstdirektoren, hat das Kuratorium mit «Waldeigentum als Verpflichtung» ein sehr wichtiges Thema aufgegriffen. Sie bevorzuge jedoch die französische Version «Etre propriétaire forestier – un engagement»: Eine Pflicht sei ein Muss, viel stärker sei die Wirkung aber, wenn persönliches Engagement dahinterstecke.

Gegen die Kurzfristigkeit

Im Internationalen Jahr der Wälder lag es auf der Hand, über die Schweizer Grenze hinauszublicken. Als ehemaliger Direktor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (Unep) war Klaus Töpfer als Festredner dafür bestens geeignet. In einer engagierten Rede zeigte er auf, wie Wälder und Nachhaltigkeit zusammenhängen. «Das Einstehen für Nachhaltigkeit ist in erster Linie eine Kampfansage gegen das Diktat der Kurzfristigkeit unserer Welt», sagte Töpfer. In dieser Hinsicht passt auch der Preisträger 2011 mit seiner über 1000-jährigen Geschichte ideal. 

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