In­nen­ar­chi­tek­tur im Kon­text

Swissbau 2018

Welches sind die zukunftsrelevanten Themen in der Innenarchitektur? Und welche Rolle spielt die Innenarchitektur innerhalb der Baukultur? Zwei Veranstaltungen an der Swissbau haben sich mit diesen Fragen auseinandergesetzt. TEC21-Redaktorin Hella Schindel hat sie besucht.

Publikationsdatum
24-01-2018
Revision
08-02-2018

Bedürfnisorientierte Innenarchitektur – Tools und Methoden für die Praxis

Im Rahmen der diesjährigen Swissbau, deren Motto die grossen Fragen nach Formen der Zusammenarbeit in den Mittelpunkt stellte, wurden auch Themen der Innenarchitektur diskutiert. Prof. Sibylla Amstutz und Ute Ziegler von der Forschungsgruppe Innenarchitektur an der Hochschule Luzern HSLU stellten Tools und Methoden vor, mit denen Bedürfnisse aus gestalterischer und wissenschaftlicher Sicht ermittelt und für die Planung nutzbar gemacht werden können (zur Präsentation).

Als der Teilbereich, der die direkte Berührung der Bewohner mit der Architektur behandelt, kommt der Innenarchitektur im Zug der Technologisierung von Gebäuden eine hohe Bedeutung zu. Es ist immer weniger ein von gegenständlichem Design bestimmtes Umfeld als die Suche nach einer Raumwirkung als komplexes Ergebnis planerischer Überlegungen. Je digitaler die Mittel sind, mit denen Bedürfnisse, Wünsche und persönliche Anforderungen erfasst werden, desto stärker müssen auch Methoden zum Einsatz kommen, denen die individuellen Ansprüche der Menschen in direkter Kommunikation zugrunde liegen.

Dabei geht es auch um Fragen, die unterbewusst bestehen und von den Betroffenen selbst oftmals nicht formuliert werden können, insbesondere für spezialisierte Orte wie Krankenhäuser, Wohnheime oder Arbeitsplätze. Eine förderliche Umgebung in Bezug auf Wohlbefinden, Produktivität und individuelle Einflussnahme ist das Ziel. Zudem entstehen durch Parameter wie die Verdichtung der Städte oder durch den Wunsch nach Flexibilität weitere Ansprüche, die mit der möglichst langfristigen Nutzung von Räumen einhergehen. Daher kann der Innenraum nicht länger Modeerscheinungen unterworfen sein, sondern muss sich mit und durch seine Nutzer verändern. Dieser Prozess kann Jahre dauern und ist mit dem Bezug von Gebäuden nicht beendet. 
 

Gebaute Identität – Innenarchitektur und das #Kulturerbe2018

Ein weiterer Beitrag befasste sich mit der Rolle, die Innenarchitektur bei der Bewahrung und der zukünftigen Form des Kulturerbes spielt. Thomas Wachter vom vsi.asai führte in das Thema ein, indem er das berühmte «Wagenrad in der Gartenlaube» zitierte, das den Wunsch nach einer ungebrochenen Beziehung der Gegenwart zur Geschichte ausdrückt. Vier Innenarchitekten stellten ihren ganz unterschiedlichen Umgang mit dieser Aufgabe im Rahmen ihrer Berufspraxis dar und erläuterten ihn anhand ausgesuchter Beispiele aus ihrem Portfolio.

Indem Sybilla Amstutz als erste Referentin zunächst Fragen und Überlegungen mit dem Publikum teilte, die für sie mit dem Begriff der Identität einhergehen, erhielt die Veranstaltung auch eine theoretische Qualität, die zu weiterführenden Diskussionen anregte. Was im Extremfall ein Wagenrad in der Laube verkörpert, ist nach ihrer Einschätzung im Alltag das aufgesetzte Sprossenfenster. Die Imitation von baulichen Attributen früherer Epochen verkörpere die Sehnsucht nach Heimat. Je mehr unsere Gesellschaft aufsplittere, desto intensiver scheine das Bedürfnis nach Zeichen der Herkunft zu sein. Erstaunlich sei dabei die enorme Bandbreite des Ausdrucks: Es gibt kein kulturelles Einverständnis im Bezug auf einen schönen Wohnraum. Der Fokus einer solchen Übereinkunft könne vielleicht auf der Qualität und der Sinnhaftigkeit von Räumen liegen. 

Weitere anregende Gedanken formulierte der folgende Referent David Marquardt. Er unterschied zwischen sichtbarem Design, wie es durch Möbel, Farben oder Materialien zum Ausdruck kommt, und unsichtbarem Design wie Funktion, Zonierung oder Dichte. 

Die ganze Veranstaltung ist hier nachzuerleben.
 

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